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Gesundheitskompetenzen stärken

Hintergrund

Mit einer Gesamtfläche von 796 qkm und rund 150.000 Einwohnern gehört der Landkreis Hameln-Pyrmont zu den dichter besiedelten Kreisen in Niedersachsen. Im Landkreis lebt ein hoher Anteil älterer Menschen, was sich im Durchschnittsalter von 46,1 Jahren niederschlägt. In Niedersachsen, wie auch in der Bundesrepublik Deutschland liegt das Durchschnittsalter bei 44,4 Jahren (statista, 2019; Landesamt für Statistik Niedersachsen, 2017). Mit etwa 10% liegt der Anteil der ausländischen Bevölkerung leicht über dem niedersächsischen Landesdurchschnitt von 9%. Die Arbeitslosenquote im Landkreis Hameln-Pyrmont betrug im Oktober 2019 5,9% (bundesweite Arbeitslosenquote: 4,8%). Von 15 auf 20% gestiegen ist im Landkreis in den Jahren 2010 bis 2013 der Anteil der unter 15-Jährigen, die von Leistungen der Grundsicherung nach dem SGB II leben. Im Vergleich: Bundesweit stagniert dieser Wert bei 15% (Landkreis Hameln-Pyrmont, 2018). Der Bezug von Sozialleistungen ist einer von mehreren Indikatoren, die zur Definition von (Kinder-) Armut herangezogen werden. Gesundheitliche Auswirkungen eines niedrigen sozioökonomischen Status sind für alle Altersklassen vielfach belegt, wobei die Auswirkungen verhaltens-/wissensbedingt und somit vermeidbar sind.

Hier knüpft das Vorhaben der Gesundheitsregion des Landkreises Hameln-Pyrmont an, das mit Hilfe des kommunalen Förderprogramms des Bündnisses für Gesundheit die Aspekte Gesundheitskompetenzen, die Umsetzung von gesundheitsförderlichem Verhalten sowie die Gesundheitswissensvermittlung in der Bevölkerung fördern möchte. In einem ersten Schritt soll eine Bedarfs- und Bedürfnisermittlung mit dem Schwerpunkt „Gesundheitskompetenzen“ stattfinden.

Der Begriff „Gesundheitskompetenz“ hat sich als Übersetzung aus dem englischen Begriffs „Health Literacy“ in der deutschsprachigen Diskussion durchgesetzt und bedeutet primär die Fähigkeit zu lesen und zu schreiben. Heute geht das Begriffsverständnis über die traditionelle Bedeutung hinaus und schließt die Fähigkeit ein, gesundheitsrelevante Informationen zu finden, zu verstehen, kritisch zu beurteilen, auf die eigene Lebenssituation beziehen und für die Erhaltung und Förderung der Gesundheit nutzen zu können (Schmidt-Kaehler, et al., 2017).

Menschen mit geringer Gesundheitskompetenz fällt es schwer, im Alltag Entscheidungen zu treffen, die für ihre Gesundheit förderlich sind, z.B. bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen eine passende Hilfe ausfindig zu machen (U.S. Institute of Medicine, 2004; WHO, 1998).

Viele Studien zeigen, dass ein erheblicher Anteil der deutschen Bevölkerung Schwierigkeiten beim Zugang, Verstehen, Bewerten und Anwenden von Gesundheitsinformationen hat (Quenzel & Schaeffer, 2016; Quenzel & Schaeffer, 2016; Sörensen, et al., 2015; Jordan & Hoebel, 2015). Häufig besteht zudem ein Zusammenhang zwischen den Gesundheitskompetenzen und dem Gesundheitsverhalten, das in erhöhten gesundheitlichen Risiken mündet (Quenzel & Schaeffer, 2016, S. 83). Zumeist sind die vulnerablen Zielgruppen von geringerer Gesundheitskompetenz betroffen und häufig durch einen niedrigen Bildungsstand, geringes Einkommen, einen Migrationshintergrund, einen schlechten Gesundheitszustand und ein hohes Lebensalter gekennzeichnet (Sörensen, et al., 2015; Jordan & Hoebel, 2015; Quenzel & Schaeffer, 2016). Von diesen Zielgruppen leben im Vergleich zur niedersächsischen Durchschnittsbevölkerung vermehrt ältere Menschen und Kinder aus Familien mit geringem sozioökonomischem Status im Landkreis Hameln-Pyrmont.

Nicht nur für den einzelnen Menschen ist die Gesundheitskompetenz bedeutsam, der Mangel stellt auch eine gesellschaftliche Herausforderung dar. So kann die Aufnahme und Verarbeitung von vermittelten Gesundheitsinformationen durch die Art und Weise der Kommunikation von bspw. Arzt oder Pfleger erleichtert oder erschwert werden (Schaeffer, Hurrelmann, Bauer & Kolpatzik, 2018).

Gesundheitskompetenz Infografik

Was ist zu tun?

Die Verbesserung der Gesundheitskompetenz stellt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe dar, die eine systematische Vorgehensweise erfordert. Gefragt sind daher Strategien und Methoden für wirksamere Angebote zur Information, Beratung und Aufklärung, um die Adressaten besser erreichen und ansprechen zu können (Schmidt-Kaehler, Vogt, Berens, Horn & Schaeffer, 2017).

 

Projektaufbau

Dank der Projektförderung des GKV-Bündnisses für Gesundheit sollen zielgruppenspezifische, gesundheitsförderliche Interventionen im Landkreis Hameln-Pyrmont unterstützt werden, um die Gesundheitskompetenzen und -Ressourcen zu ermitteln und zu stärken sowie gesundheitsförderliche Strukturen aufzubauen. Dadurch wird ein Beitrag zu gesundheitsfördernden Lebensbedingungen geleistet. Vulnerable Zielgruppen sollen dabei stärker als bisher von gesundheitsfördernden und primärpräventiven Maßnahmen profitieren, um sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen abzumildern.

In einem ersten Schritt soll mit Hilfe einer Bevölkerungsumfrage ermittelt werden, welche Zielgruppen im Landkreis Hameln-Pyrmont von einer Verbesserung ihrer Gesundheitskompetenzen besonders profitieren können und welche Bedarfe die Landkreis-Bevölkerung hat, um das Finden, Verstehen, Bewerten und Nutzen von gesundheitsrelevanten Informationen zu erleichtern.

Weitere Akteure mit erhöhtem Interesse an einer Stärkung der Gesundheitskompetenz von vulnerablen Gruppen sollen in das Vorhaben mit einbezogen werden.

Im weiteren Projektverlauf finden Sie hier aktuelle Zwischenberichte und Informationen, wie Sie Teil des Projekts werden können.

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