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Praxis in Sicht

Praxis in Sicht ist ein Projekt der Gesundheitsregionen Hameln-Pyrmont und Schaumburg, welches bis Ende des Jahres 2019 vom Land Niedersachsen gefördert wurde und seither von den Landkreisen selbst finanziert wird.

Idee des Konzepts ist es, Mediziner*innen vom Berufswunsch nach dem Abitur bis zur Vorbereitung des Austritts aus dem Berufsleben umfassend in ein Kooperationsnetzwerk einzubinden und an die Regionen zu binden. Ziel ist daher ein Netzwerk, in dem sich verschiedene Akteure aus den Gesundheitsberufen und angelagerten Professionen zusammenfinden. Dieses Netzwerk bietet eine Plattform für den Austausch  über gemeinsame Fragestellungen, die bedarfsorientierte Entwicklung von Lösungsansätzen und zur Partizipation an vielfältigen Angeboten, die sich an verschiedenen Phasen des Berufslebens orientieren.

Hintergrund

Im ländlichen Raum herrscht ein kontinuierlicher Rückgang von Hausärzt*innen. In den Kreisstädten Hameln und Stadthagen sind fast 50% der Hausärzt*innen tätig. Die anderen 50% verteilen sich auf die Landkreise. In Schaumburg sind bereits mehrere Arztsitze unbesetzt. Auch das Durchschnittsalter der Landärzte steigt an, sodass in den nächsten Jahren immer mehr Ärzte aus dem Berufsleben aussteigen. Aufgrund veränderter Bedürfnisse und Arbeitswünsche junger Mediziner*innen werden in Zukunft für einen ausscheidenden niedergelassenen Hausarzt zwei Ärzte zur Sicherstellung der Versorgung benötigt. Zudem wünschen sich junge Mediziner*innen freie Arbeitszeitgestaltung im Sinne einer ausgeglicheneren Work-Life-Balance, ein geringes wirtschaftliches Risiko und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Bei vielen Medizinstudent*innen hat der Beruf des Landarztes ein negatives Image. Unterstellt werden fachliche Eintönigkeit, wirtschaftlich hohe Verantwortung und eine zu hohe Zahl von Bereitschaftsdiensten.

Um frühzeitig einer drohenden Unterversorgung entgegen zu wirken, ergreifen die beiden Landkreise Hameln-Pyrmont und Schaumburg gemeinsam die Initiative, Lösungen zu entwickeln. Ausgangspunkt hierfür ist die Zusammenarbeit der Gesundheitsregion Hameln-Pyrmont und des Gesundheitsamtes Schaumburg in dem vom Netzwerk Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover (NEWH) durchgeführten Projekt Urban- Rural Solutions. Im Rahmen dieses Projektes wurden bereits eine genaue Analyse der beiden Landkreise bezüglich der ärztlichen Versorgung erarbeitet und Überlegungen zu Lösungsansätzen entwickelt. Ein Produkt daraus sind die Bildung eines Netzwerkes und die Implementierung einer Landpartie.

Projektaufbau

Schrittweise wurde ein berufsübergreifendes Projektnetzwerk aufgebaut, das nach und nach die einzelnen Bausteine des Projektes verwirklicht. Den Startpunkt des ganzen Projektes setzt die Implementierung einer Landpartie in Hameln-Pyrmont und Schaumburg. 

Die Landpartie ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem Institut für Allgemeinmedizin (Leitung: Herr Prof. Dr. Nils Schneider) der Medizinischen Hochschule Hannover, den Lehrpraxen in der Region und den beiden Projektträgern. Das Ziel ist,  Studierenden einen umfassenden Einblick in die Tätigkeit als Hausarzt bzw. -ärztin in ländlicher Region zu ermöglichen. Die ersten Studierenden konnten bereits im Februar 2019 aufgenommen werden. Der Aufbau und die Begleitung des Ärztenetzwerkes, sowie die Organisation des Begleitprogramms und der Unterkunft der Studierenden im Rahmen der Landpartie liegen bei den beiden Gesundheitsregionen. Das Institut für Allgemeinmedizin der MHH schult und unterstützt die Lehrpraxen in der Region und begleitet die Studierenden inhaltlich. Hier bekommen Sie einen Eindruck aus den bisherigen Landpartien:

Landpartie1-2019:BegrüßungLandpartie2-2019-BegrüßungsabendLandpartie 3-2019Landpartie 1_2020

Um weitere Ansätze für innovative, bedarfsorientierte Ansätze zu erlangen, führte die Hochschule Weserbergland im Auftrag der Gesundheitsregion Hameln-Pyrmont im Wintersemester 2018/ 2019 eine Zufriedenheitsanalyse der niedergelassenen Hausärzte in ländlichen Regionen der Landkreise Hameln-Pyrmont und Schaumburg durch. Es lässt sich zusammenfassen, dass die niedergelassenen hausärztlich tätigen Mediziner*innen in beiden Landkreisen sehr zufrieden mit Ihrer Arbeit, dem Aufgabespektrum und den örtlichen Bedingungen sind. Allerdings gab es auch Kritikpunkte wie Arbeitszeiten, Bürokratieaufwand, Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Zu den Ergebnisse werden im Rahmen weiterer Projektstudien differenzierte Ausarbeitungen, auf Basis erstellte Handlungsempfehlungen, stattfinden. In Zusammenarbeit des Projektnetzwerkes und der Hochschule Weserbergland werden die Bedarfe und Möglichkeiten für Weiterbildungsseminare abgesteckt und gemeinsam entwickelt.

Zusammen mit verschiedenen Einrichtungen, den Berufsbildenden Schulen, den Gymnasien und der Agentur für Arbeit ist geplant Abiturient*innen mit Interesse an einem Medizinstudium auf das Projekt und die Unterstützungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Sie sollen regelmäßig mit einem Newsletter über das Projekt und die Arbeit als Landarzt in den Landkreisen informiert und bei Wartesemestern auf eine Ausbildung oder ein freiwilliges soziales Jahr in medizinisch-pflegerischen Berufen hingewiesen und vermittelt werden.

Zudem werden im Projektnetzwerk innovative, bedarfsorientierte Ansätze für die medizinische Versorgung der ländlichen Bevölkerung entwickelt. Hierbei werden neben den Ergebnisse der Zufriedenheitsanalyse der Hochschule Weserbergland auch Inhalte alternativer, bereits bestehender Versorgungsformen herangezogen. Ein Schwerpunkt dabei ist die Implementierung von eHealth in den Praxisalltag. Zu diesem Thema soll in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weserbergland und den Gesundheitsregionen im Rahmen einer weiteren Projektarbeit ein Maßnahmenkatalog entwickelt werden.

Einen Überblick über die möglichen Inhalte des Projektes in verschiedenen Lebensphasen gibt folgendes Schaubild:

Zeitstrahl-Praxis in Sicht


Kooperationspartner

Landkreis Schaumburg                Logo MHH                  logo-gesundheitsregion